Letzte Änderung: 2. März 2022
Anders war schon immer unser Normal. Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir den Impuls für Februar schon ein paar Tage früher als gewohnt…
In diesen Tagen hört man ja vor allem tragische Nachrichten von der katholischen Kirche.
Tragisch, dass der Missbrauch so vieler Menschen noch immer nicht aufgeklärt wurde, dass die Opfer bis heute zumeist nicht entschädigt wurden, ja, noch nicht einmal eine Entschuldigung erhalten haben.
Tragisch, dass ein alter emeritierter Papst erst dann seine Falschaussagen widerruft, wenn ihn die Beweislast dazu zwingt.
Tragisch, dass dadurch alles Positive, was die katholische Kirche zu bieten hat, komplett überdeckt wird und ausschließlich das Negative hervortritt.
Tragisch ist ebenso die Haltung der Kirche gegenüber Menschen, die einen anderen Lebensentwurf als den traditionellen, von der Kirche gewünschten, „Mann-Frau-Familie“ haben, weil ihre Biologie da einfach nicht mitspielt.
Da ist es richtig schön, wenn etwas längst Überfälliges passiert, das jedoch von den Beteiligten extrem viel Mut erfordert: 125 queere Mitarbeitende der katholischen Kirche haben die Aktion #OutinChurch gegründet und sich in der von der ARD ausgestrahlten Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ (ARD-Mediathek) geoutet. Es ist an der Zeit, dass die katholische Kirche ihre Homophobie ablegt und sich für eine Kultur der Diversität einsetzt. Auch die Deutsche Bischofskonferenz begrüßt die Initiative. Bischof Helmut Dieser (Aachen) sagt, dass in der Kirche ein Klima der Angstfreiheit herrschen sollte bzw. entstehen muss. Niemand dürfe wegen seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität diskriminiert, abgewertet oder kriminalisiert werden. „Wir haben ein Menschenbild, das uns sagt, dass die Person unbedingt von Gott geliebt ist.“ Erzbischof Stefan Heße (Hamburg) ergänzt: „Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein.“
Vielleicht sollte da auch der erste Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth ganz neu gelesen und interpretiert werden. „Wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12, 12-13)
In 1 Kor 13, 11 schreibt Paulus: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.“ Es ist an der Zeit, dass auch die katholische Kirche erwachsen wird und die Liebe, die Jesus den Menschen entgegenbrachte, weitergibt. „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13, 13)
Bleiben wir hoffnungsvoll!
Cornelia Horne