Einladung zum Nachdenken – Mai 2022

Wonnemonat Mai

Der Frühling beginnt zwar bereits im März, aber die positiven Elemente treten im Mai besonders deutlich hervor. Auch wenn heutzutage aufgrund des Klimawandels Bäume und Sträucher viel früher ihre Knospen und Blüten zeigen, so erfolgte das vor noch nicht allzu langer Zeit im Mai, wie es im Lied „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ besungen wird. Im Tierreich werden die Jungtiere meistens schon Ende April geboren, damit ihnen das reichhaltige Futterangebot im Mai zugutekommt.

Im Althochdeutschen wurde der fünfte Monat im Jahr „Wonnemond“ genannt und leitet sich von „wunnimanod“ oder „winnimanod“ ab. Im 8-11 Jh. bedeutete „winni“ Weide und der Mai wurde der Weidemonat, da die Tiere auf die Weide getrieben wurden. Regional besteht hierbei der Zusammenhang mit dem alpinen Almauftrieb. Danach wurde „winni“ zu „wunni“, was im Neuhochdeutschen Wonne heißt und damit die Bedeutung Freudenmonat bekam. Später wurde daraus der Wonnemonat Mai.

Wonne ist ein Zustand, in dem man große Freude und Wohlbehagen empfindet. Es hat nichts mit „Liebe“ zu tun, sondern ist eine Steigerung zu „Freude“. Dichter, Musiker, Maler und Liedermacher ließen sich vom Zauber der Natur inspirieren. Sie besangen den Mai mit romantischen Liedern und beschrieben das Aufblühen der Blumen, der Bäume und den Duft der Natur. Der Wonnemonat Mai galt dann auch als Zeit zum Verlieben, wo die Triebe und die Liebe erwachten. Zahlreiche Volksbräuche drücken diese Gefühle aus, wie die Walpurgisnacht, der Maibaum, Maisingen, Mairitte und vieles mehr.

In diesem Frühlingsmonat, in dem die Natur nach der Winterpause zu neuem Leben erwacht, gedenkt die Kirche besonders der Gottesmutter Maria, weshalb der Mai auch als „Marienmonat“ bezeichnet wird.

Patricia Ehl

Im wunderschönen Monat Mai

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab‘ ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.

Heinrich Heine (1822)

Foto: Patricia Ehl